Heilkräuter in der Klostermedizin
Den heimischen Heilpflanzen auf der Spur
Die Naturforschende Gesellschaft Ob- und Nidwalden hat am 12.8.17 zur Exkursion «Heilpflanzen in der Klostermedizin» geladen. 18 Personen tauchten am vergangenen Samstag unter Leitung von Maja Dal Cero, Ethnobotanikerin & Heilpflanzenbuchautorin aus Schaffhausen, in die Welt der Heilpflanzen ein.
«Wie viele Pflanzenarten gibt es hierzulande und wie gross ist dabei der Anteil an Heilpflanzen?» diese Frage stellt Maja Dal Cero der Wandergruppe gleich zu Beginn beim Ricola Kräutergärtli auf der Klewenalp. Die vorgeschlagenen Zahlen gehen sehr weit auseinander. Tatsächlich sind es insgesamt 3'000 Pflanzenarten. Ca. 10%, also 300, sind Heilpflanzen, und nur an die 100 dieser Heilpflanzen werden wegen ihres Gehaltes an Wirkstoffen auch wirklich zu Heilzwecken verwendet.
Auf dem Wanderweg Richtung Musenalp pflückt und sammelt die Spezialistin zahlreiche Pflanzen am Wegesrand und gibt dazu Erklärungen ab zu Bezeichnung, Inhaltsstoffen, Wirksamkeit und Einsatz. Auch Geschichtliches und Mythologisches hat Platz. Ihre spannenden Ausführungen lassen die bunte, in Pelerinen verpackte Gruppe beinahe vergessen, dass es regnet. Doch Petrus lässt sich von der Wirkung der Heilpflanzen ebenso begeistern wie die Teilnehmenden und schickt die Sonne vor.
Der «Spitzwegerich» ist gleich in verschiedenen Gattungen anzutreffen. «Zwischen den Fingern verrieben oder im Mund mit Speichel vermengt, hat er – auf eine Wunde oder einen Insektenstich aufgetragen – eine abheilende Wirkung». Auch ein zartes Pflänzchen mit Blütenblättern wie kleine Wimpern birgt wohltuende Wirkstoffe in sich. Es hilft bei Augenleiden und heisst sinngemäss Augentrost. Maja Dal Cero ergänzt, dass «bei optimaler Anwendung gleichzeitig eine innere und äussere Anwendung erfolgen sollte» (also Augentropfen mit Teetrinken kombinieren). Die Palette an weiteren Pflanzen, die auf dem Weg zur Musenalp zu bestaunen sind, erweitert sich etwa durch: Thymian, Wiesenkümmel, dem guten Heinrich, Frauen- und Silbermänteli usw. Auch ein bitterer Tropfen Enzianwurz wird kredenzt. Er soll die Bitterkeit des Lebens vertreiben. Den Abschluss bildet der giftige Eisenhut. Er ist absolut tödlich und hat in vergangenen Jahrhunderten wohl schon manchem erbitterten Feind den Garaus gemacht.
Doch bleiben wir bei der heilenden Wirkung der Pflanzen, die sich auf der letzten Etappe der Exkursion im Kloster Maria Rickenbach nochmals eindrücklich aufzeigt. Bei der dortigen kurzen Führung durch die Kräutergärten ist zu erfahren, dass die «Kräuterei» im Kloster bereits seit mehr als 100 Jahren Tradition hat. Die Kräuter und Heilpflanzen werden selber angebaut und kultiviert, aber auch in der direkten Umgebung auf Feldern und Wiesen über 1'100 Meter Höhe gesammelt und zu Teemischungen, Tinkturen und Salben verarbeitet. 1904 schickte der damalige Spiritual zwei der Klosterfrauen zu Pfarrer Johann Künzle (1857-1945) nach Wangs, um dessen grosses Wissen der Pflanzenheilkunde zu erlernen. Die Benediktinerinnen hegen und pflegen bis heute ihr Kräuterwissen, und dies in einer Zeit, die vor allem von der Schulmedizin geprägt ist, und in der eine ganzheitliche Alternativheilkunde erst langsam wieder an Boden gewinnt.
Die Homepage von Maja dal Cero lautet: www.majadalcero.ch.
(Text von Regula Fuchs)